Sexuelle Übergriffe: Reaktion und Prävention

In Bayern wird durchschnittlich jede fünfte Frau in ihrem Lebensverlauf Opfer von sexueller Gewalt. Wie kann man vorbeugen, wie sollte man reagieren – darüber informierte Karin Wagner, Beauftragte der Polizei für Kriminalitätsopfer, bei einer Veranstaltung der Frauen Union Traunstein.

Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung reichen von Exhibitionismus über sexuelle Nötigung bis hin zur Vergewaltigung. Doch wie kann man vermeiden, selbst Opfer zu werden? Karin Wagner empfiehlt, dass man bei einer Belästigung laut sprechen bzw. sogar schreien sollte – das muss man üben! Wenn man den Übergriff benennt – „Fassen Sie mir nicht an die Brust!“ - kann zu dies zu einer Schocksekunde führen, die es erlaubt, davonzulaufen. Und: Gegenwehr hilft. Untersuchungen haben gezeigt, dass leichte konsequente Gegenwehr in 68,4 % und massive Gegenwehr in 84,3 % der Fälle erfolgreich war. Karin Wagner rät, hier alle zur Verfügung stehenden Kräfte und Mittel einzusetzen: Mit dem Schlüssel schnell blutende Stellen wie die Stirn oder die Wangen zerkratzen, mit dem Absatz auf die Zehen treten etc. Auch Schirm, Zeitung, Handtasche oder Kugelschreiber können zur Abwehr eingesetzt werden. Sinnvoll sind zudem akustische Alarmgeräte. Frau Wagner hat das selbst zu später Stunde in einem Wohngebiet ausprobiert und es hätten sich zahlreiche Fenster geöffnet. Die Benutzung von Pfefferspray kann dagegen schwierig sein, da man Gefahr läuft, sich selbst zu treffen. Wichtig ist, dass man den Schlüssel, das Alarmgerät etc. griffbereit hat und im Ernstfall nicht erst in der Handtasche suchen muss. Auch kann es sinnvoll sein, das Alarmgerät oder das Pfefferspray einmal auszuprobieren.

Wenn man sich verfolgt fühlt, sollte man sich selbstbewusst umdrehen. Sinnvoll ist, die Straßenseite zu wechseln, die Richtung zu ändern sowie ein Schaufenster als Spiegel zu benutzen. Hilft das nichts, die 110 wählen und Hilfe holen. Hier gilt: Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig die Polizei rufen!

Bei der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln empfiehlt Frau Wagner, sich in die Nähe des Fahrers zu setzen bzw. Zugabteile mit vertrauenswürdigen Personen aufzusuchen. Zwischenfälle unbedingt dem Zugpersonal melden!

Kommt es tatsächlich zu einer Straftat, sollte diese bei der Polizei angezeigt werden. Denn, so Karin Wagner: „Jede nicht angezeigte Straftat schützt den Täter, nicht das Opfer!“ Wer dennoch z.B. nach einer Vergewaltigung davor zurückschreckt, gleich Anzeige zu erstatten, kann sich bei der Rechtsmedizin München kostenfrei einer anonymen Untersuchung unterziehen, deren Ergebnis anhand einer zugteilten Nummer später verwertet werden kann. 

Ansprechpartner für Opfer sind - neben den Polizeiinspektionen – die Beauftragte der Polizei für Kriminalitätsopfer, die Frauennotrufe oder die Gleichstellungsstellen. Wer keine Anzeige erstatten will, kann sich an den Weißen Ring wenden.      

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Das Foto zeigt (von links nach rechts) Stadtrat Karl Schulz, Dr. Christine Ahlheim (stv. FU-Vorsitzende), Kriminalhauptkommissarin Karin Wagner und Doreen Hönicke-Rettstadt (FU-Vorsitzende)

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