Ein gutes Jahr ist seit dem Amtsantritt von Traunsteins Oberbürgermeister Christian Hümmer vergangen. Zeit, im Rahmen von „60 Minuten Stadtpolitik“ gemeinsam mit dem Vorsitzenden der CSU-Fraktion im Stadtrat Konrad Baur eine Zwischenbilanz zu ziehen und in die Zukunft zu blicken.
Was wurde bislang vom neuen Stadtoberhaupt auf den Weg gebracht? An erster Stelle steht für OB Hümmer die „Vorfahrt für Familien“ - wobei mit Familien nicht nur die jüngere, sondern durchaus auch die ältere Generation gemeint sei. „Traunstein ist eine Familienstadt“, so Hümmer in der über Facebook und YouTube übertragenen Onlineveranstaltung. Im Haushalt seien 16,7 Millionen Euro für Familienleistungen vorgesehen. Die Ferienbetreuung komme, eine neue Kindertageseinrichtung werde gebaut und es werde demnächst eine Wohnungsbaugesellschaft gegründet, um neuen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, damit junge Familien nicht weiterhin abwandern. „Zudem sorgen wir für mehr Sicherheit beim Fahrradfahren - aber ohne ideologisch zu sein, wir wollen Wahlfreiheit für unsere Bürger“, betont Hümmer.
Geprägt war das vergangene Jahr vor allem von der Pandemie. „Corona hatte keiner auf dem Plan“, stellt Hümmer fest. „Man muss es nehmen wie das Wetter und sich der Herausforderung stellen.“ Andere Generationen hatten auch schon große Herausforderungen, so Hümmer weiter. „Ich bin mir sicher: Wir werden einen Aufschwung erleben.“ Er hoffe, dass das Impftempo anziehe und dass keine vierte Welle komme.
Corona hat wie überall so auch in Traunstein die Innenstadt hart getroffen. Abhilfe schaffen soll nun ein 10-Punkte-Plan für eine vitale Innenstadt. Dazu gehört, erklärt Hümmer, das Stadtmarketing neu aufzustellen und fit zu machen für die Zukunft. Im Rahmen eines Flächenmanagements sollen Leerstände frühzeitig erkannt werden. Konsequent soll das Prinzip „innen vor außen“ umgesetzt und damit erreicht werden, dass Dienstleistungen und Handel im Stadtzentrum bleiben. Zudem werden keine Gebühren für Freischankflächen und Werbeträger erhoben. Besonders stolz ist Hümmer auf den KulTSommer: Von Juni bis September finden insgesamt 34 Konzerte und andere Veranstaltungen auf dem Stadtplatz, der „guten Stube Traunsteins“, statt.
Ein weiteres Thema, das vielen Traunsteinern unter den Nägeln brennt, ist der Wunsch nach einem Eigenheim. Fraktionschef Konrad Baur weist darauf hin, dass der Mangel an bezahlbaren Baugrundstücken für Familien hausgemacht sei. In der Vorgängerperiode sei ein einziges Ansiedlungsmodell realisiert worden, davor lange nichts. Baur verweist darauf, dass es im Stadtrat durchaus Stimmen gebe, dass Einfamilienhäuser nichts für die Zukunft seien, doch die Nachfrage sei enorm. Man könne den Traunsteiner Familien nicht sagen: „Bei uns nicht!“ Hümmer betont, dass auch er für das Flächensparen sei, die Grundstücke seien viel kleiner als früher. Aber ein eigenes Haus sei eine Lebensleistung, und man könne nicht erwarten, dass die älteren Menschen aus ihren Häusern ausziehen, um sie den jüngeren zu überlassen.
Wichtig sei, so Hümmer, das Ganze gemeinschaftsverträglich zu machen: „Wir entwickeln Baugebiete mit höchsten ökologischen Standards - das ist besser, als wenn anderswo Gebiete entstehen, bei denen das nicht der Fall ist.“ 2022 werde es wieder Grundstücke im Ansiedlungsmodell geben: Die Planungen für Seiboldsdorf seien schon zu 90 Prozent fertig. Vorgesehen seien Geschosswohnungsbau sowie Einfamilien- und Kettenhäuser, es gebe kleinere und größere Grundstücke und es werde Wert gelegt auf einen sparsamen Umgang mit Fläche. Zudem werde es in Traunstorf ein weiteres Ansiedlungsmodell geben, weitere Projekte seien bereits angedacht. Wichtig sei, so Hümmer, das Baugesetzbuch zu nutzen und den Markt einzuhegen, damit die Einheimischen bedient werden könnten.
Was hat sich bei der Verwaltung verändert seit dem Amtsantritt Hümmers? Zunächst wurde das Haus in zwei Schritten umstrukturiert, als nächstes sollen die Beteiligungen Stadtmarketing und Stadtwerke drankommen. Hümmer betont, dass es in der Verwaltung viele leistungsstarke Mitarbeiter gebe, „aber man braucht auch einen guten Trainer“, damit Harmonie und Zusammenarbeit entstehe. Wichtig ist Hümmer vor allem aber auch eine bürgerfreundliche Verwaltung: „Die Anliegen der Bürger müssen ernst genommen werden und was machbar ist, müssen wir machen.“
Aus Sicht der CSU-Fraktion lobt Baur die „tolle Zusammenarbeit“ zwischen OB, Stadtrat und Verwaltung. Hümmer betont, dass alle Fraktionen das Beste für die Stadt wollten und gerade große Themen große Mehrheiten erforderten. Aber natürlich könnten gerade kleine Gruppierungen nicht erwarten, mit 100 Prozent ihrer Forderungen durchzukommen. Baur ergänzt, dass es interessant sei, wie Kompromisse weitergeführt würden. Manchmal gebe es große Mehrheiten, aber abweichende Einzelmeinungen würden öffentlich oft viel stärker wahrgenommen.